Beate Zschäpe: "Tino Brandt war derjenige, der die Initiative ergriff ...." (Reblog)

Schuldig der Beteiligung am zehnfachen Mord, der Beteiligung an Banküberfällen, schwere Brandstiftung, Mitgliedschaft in einer 'terroristischen Vereinigung'. Das Oberlandesgericht München verurteilte Beate Zschäpe dafür heute zu lebenslanger Haft. Dem Urteil war eine fünfjährige Beweisaufnahme vorangegangen. Ebenfalls verurteilt wurden Ralf W. (10 Jahre Haft), Carsten S. (3 Jahre Haft, Jugendstrafe) für die Beschaffung der Tatwaffe. Ebenso André E. (2 Jahre und 6 Monate Haft) und Holger G. (3 Jahre) wegen Unterstützung in einer 'terroristischen Vereinigung'.

Interessant ist in diesem Zusammenhang nach wie vor, welche Rolle die 'Sicherheits'behörden (und ihre Spitzel) bei der Entstehung des 'Nationalsozialistischen Untergrundes' spielten. Dazu das folgende Reblog. 

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Die Enttäuschung über die Aussage von Beate Zschäpe ist - vor allem bei den etablierten Medien - groß. Fragt sich nur: was hatten sie denn erwartet?! Das sich die 40jährige selbst belastet? Dann hätten ihre neuen Anwälte einen schlechten Job gemacht. So gibt sie nur zu, was nicht mehr abzustreiten ist. Am Ende ist es durchaus möglich, daß ihr lediglich eine besonders schwere Brandstiftung nachzuweisen ist. Interessant an der Aussage von Zschäpe ist vor allem, wie sie die Rolle von Tino Brandt beschreibt. Eines Spitzel des Verfassungsschutzes, eines Aufwiegler des Staates. Eine Person - so viel steht bisher unwidersprochen fest - deutlich zur Radikalisierung der Thüringer Rechtsextremisten beigetragen hat. 

(....) "Die Clique um Uwe Böhnhardt, der ich mich nach dem Kennenlernen des Uwe Böhnhardt angeschlossen hatte, nannte sich Kameradschaft Jena und bestand aus vier bis fünf Personen. Es wurden kleine finanzielle Beiträge bezahlt, wobei Uwe Böhnhardt der Kassenwart war. Ich war kein Mitglied dieser Kameradschaft und hatte auch keinen Beitrag bezahlt. Ich hatte mich auch nicht zugehörig gefühlt.

Aktiv wurde ich erst, nachdem Tino Brandt zu unserer Gruppe gestoßen war, womit sich unser Zusammenleben und Tun drastisch veränderte. Tino Brandt wurde für mich der Mittelpunkt aller Aktionen. Es gab nicht nur die Kameradschaft Jena, sondern es gab noch andere Gruppierungen. Tino Brandt hatte diese einzelnen Gruppierungen, die alle eine rechte Einstellung, hatten, koordiniert. Er organisierte Zusammenkünfte, bei denen Rechtsauskünfte erteilt wurden, wie zum Beispiel das Verhalten bei einer Hausdurchsuchung oder einer Festnahme. Tino Brandt war diejenige Person, die Geld zur Verfügung stellte und somit unsere Aktivitäten erst ermöglichte. Er organisierte, dass wir beispielsweise am Rudolf-Heß-Gedenkmarsch oder am Sandro-Weigel-Gedenkmarsch oder an sonstigen rechtsgerichteten Demonstrationen teilnehmen konnten. Tino Brandt war derjenige, der die Initiative ergriff, sei es durch Ideen, sei es durch Geld, das er zur Verfügung stellte oder durch Übergabe von Lesematerial mit nationalistischem Inhalt. Mit seinem Geld wurden Plakate geklebt, Aufkleber gefertigt, rechtes Propagandamaterial verteilt und die angesprochenen Reisen bezahlt. Man kann sagen, ohne Tino Brandt wären diese ganzen Unternehmungen nicht möglich gewesen.

Unser Einsatz, gemeint ist unsere Clique, wurde intensiver, ohne dass ich diesen Umstand allein auf das Tätigwerden des Tino Brandt zurückführen möchte. Dies lag unter anderem daran, dass wir negative Erfahrungen mit der örtlichen Polizei machten, welche Wut und Aggression in uns hervorriefen.

Als Beispiel möchte ich folgendes Erlebnis nennen: Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und ich waren am 9. November 1996, dem Datum der Reichspogromnacht, mit dem Auto des Uwe Böhnhardt unterwegs, dessen Kennzeichen polizeibekannt war. Wir wurden aufgehalten. Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt wurden aus dem Auto gezerrt und Uwe Böhnhardt wurde im wahrsten Sinne des Wortes verdroschen. Den Grund hatten wir darin vermutet, dass wir bekanntermaßen an rechten Demonstrationen teilgenommen hatten und wir auf den Weg der Tugend zurückgeführt werden sollten. Ich wurde in eine etwa 30 bis 40 Kilometer entfernte Polizeistation verbracht und anschließend mitten in der Nacht vor die Tür gesetzt mit dem Hinweis: "Sieh zu, wie du jetzt nach Hause kommst." (....)

Quelle: Die Erklärung von Beate Zschäpe im Wortlaut (09. Dezember 2015, welt.de)

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